2022-07-21

Vom Sonnengruß bis zum Herabschauenden Hund: Tobias Zierhut praktiziert Yoga als Ausgleich zum Job

Tobias Zierhut praktiziert seit vielen Jahren Yoga und hat dazu regelmäßig Urlaube im indischen Bergland verbracht. Was der Senior Vice President von KION Mobile Automation dabei schnell gelernt hat: Wer täglich morgens um fünf Uhr mit Yoga-Übungen in den Tag starten will, benötigt vor allem – sehr viel Disziplin.

Es begann in den indischen Nilgiri-Bergen. Tobias Zierhut hatte dort vor 15 Jahren ein Yoga-Camp gebucht, für zwei Wochen: „Mich hat damals vor allem der physische Teil von Yoga gereizt, das Stretching des Körpers.“ Dem meditativen, eher spirituellen Bereich kann er zwar mittlerweile auch etwas abgewinnen, aber das kam erst viel später.

Die höchsten Gipfel der Nilgiri-Berge gehen bis über 2500 Meter, das Klima dort ist zwar noch immer tropisch, aber deutlich kühler und trockener als im indischen Flachland. Es ist eine Region von Teeplantagen, und auch das Yoga-Camp von Zierhut war umgeben von Teepflanzen. Im 19. Jahrhundert nutzten britische Kolonialbeamte die Gegend als Sommerfrische und bauten sich luxuriöse Villen. Das Camp von Zierhut war allerdings eher das Gegenteil – spartanisch einfach. „Mein Zimmer war wie eine Mönchszelle“, sagt er: „Ungefähr drei Meter breit.“ Auch die Regeln waren für einen Urlauber vergleichsweise strikt: Kein Kaffee, kein Alkohol, vegetarische Ernährung. Morgens um 6 Uhr starteten die ersten Yoga-Übungen. „Abends um 7 Uhr war die letzte Meditationsrunde vorbei und um 9 Uhr lag ich komplett erschöpft im Bett“, berichtet Zierhut, fügt aber hinzu: „Ich hatte nie zuvor einen so entspannten, so erholsamen Urlaub.“

5 Uhr morgens: Yoga-Übungen vor der Arbeit

Die nächsten Jahre reiste Zierhut regelmäßig zurück in die Nilgiri-Berge und verbrachte dort seine Urlaube. Parallel begann er, täglich morgens Yoga zu machen. „Es ist ein super Start in den Tag“, unterstreicht er. „Man ist sehr viel energetischer, man hat sehr viel mehr Power, man ist wach.“ Über Jahre hinweg startete Zierhut morgens mit einer dreiviertel Stunde Yoga in seinen Tag. Und da er schon um 7 Uhr im Büro sein wollte, stellte er sich den Wecker eben auf 5 Uhr.

Für seine Übungen braucht er nicht viel: „Nur die Yoga-Matte, das war’s.“ Keine Musik, keine rhythmischen Gongschläge, kein Räucherwerk oder andere Beigaben, die in manchen Yoga-Zentren zur Konzentration verhelfen sollen. „Ich habe meine Übungen und ziehe sie durch“, beschreibt er. Übungen, die vor allem seinen Körper fordern sollen. Zierhut ist einigermaßen skeptisch gegenüber manchen Yoga-Veranstaltungen wie man sie aktuell außerhalb Indiens findet. Direkt nach seinem ersten Camp-Aufenthalt ging er an seinem damaligen Arbeitsort in Paris in ein Yoga-Studio – und war ernüchtert. „Ich gestehe, wenn das mein Erstkontakt mit Yoga gewesen wäre, wäre ich vielleicht nie nach Indien geflogen“, sagt er.

Yoga ist ein super Start in den Tag. Man ist sehr viel energetischer, man hat sehr viel mehr Power, man ist wach.

Tobias Zierhut

In Europa gibt es viele verschiedene Arten von Yoga

Das hat auch damit zu tun, dass sich unter dem Oberbegriff „Yoga“ mittlerweile sehr viele verschiedene Dinge versammeln – und Vorlieben eben unterschiedlich sind. „Manche Varianten sind mir zu meditativ, zu undynamisch“, drückt Zierhut es aus. „Ich möchte schwitzen und meinen Körper beanspruchen.“ Elastisch war Zierhut schon immer, möglicherweise spricht ihn auch deswegen dieser Bereich des Yoga so an. Allerdings, betont er, habe auch das seine Grenzen: „Ich mache keine Übungen, wo ich auf einem Arm im Zimmer schwebe – das ist ja nochmal eine ganz andere Welt.“

Zierhut plädiert ganz stark für eine „nüchterne Gestaltung“ von Yoga: Er braucht nicht viel. So hat er es auch von seinem Yogalehrer in Indien vorgelebt bekommen, einem ehemaligen Masseur, der anschließend zum Yogameister wurde. Allein dadurch habe der Mann ein ganz anderes Gespür für den menschlichen Körper mitgebracht, ist Zierhut überzeugt: „Er konnte insbesondere für Anfänger jede Übung so vermitteln, dass sie Spaß gemacht hat.“

Was ist eigentlich Yoga?

Aus Indien stammt die philosophische Lehre des Yoga, die zur Selbsterkenntnis führen soll und dementsprechend vielfältig in ihrer Ausprägung ist. Meist geht es darum, Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen. Bestandteil sind häufig Meditation, Atemübungen, Askese und körperliche Übungen. Spirituell ist es historisch sowohl mit dem Buddhismus als auch dem Hinduismus verknüpft. In den westlichen Industrienationen wurden lange Zeit nur die körperlichen Übungen als „Yoga“ bezeichnet.

Vipassana-Meditationsurlaub: „Eine Woche lang nicht reden“

Mittlerweile ist Zierhut auch für den meditativen Teil des Yoga offen. Das habe sich aber erst über die Übungen entwickelt, insbesondere über die Atemtechnik: „Man baut eine energetisch interessante Verbindung auf“, sagt er. Erst recht, sobald man den Moment erreiche, an dem man die Zeit vergisst. Tatsächlich würde ihn mittlerweile sogar ein Vipassana-Meditationsurlaub reizen: „Eine Woche lang nicht reden, nur Yoga und Meditation – das ist noch einer meiner Lebensträume.“ In seinem anstrengenden Job helfe das morgendliche Yoga definitiv, den Kopf freizubekommen. Mittlerweile leitet Zierhut bei der KION Group den Bereich Mobile Automation, er hält die Fäden rund um das Thema Automatisierung zusammen, seine Arbeitstage sind lang. „Meditation kann helfen, nicht so sehr in Alltagsmustern zu versinken und schärfer zu reflektieren“, sagt er.

Ihm falle gelegentlich auf, dass manchen Menschen etwas abhandengekommen sei – nämlich das Bewusstsein, Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Meditation könne dazu beitragen, ein wenig wohltuende Distanz zu sich selbst zu erhalten. Wenn also nicht mehr nur der Körper, sondern gewissermaßen auch das Gehirn ein wenig ins Schwitzen kommt. Und insbesondere der Sommer 2020 hatte bei Zierhut dazu geführt, nach einer Pause wieder umso intensiver Yoga zu machen. „Es gab ja nicht viele Alternativen“, sagt er: „Außerdem war es richtig schön warm.“

Denn tatsächlich verbindet er Yoga bis heute besonders mit dem warmen Klima aus den indischen Bergen. „Im europäischen Winter war Yoga für mich schon immer schwieriger“, räumt Zierhut ein: Wenn es morgens draußen dunkel ist und kalt, dann sei er mittlerweile nicht mehr ganz so diszipliniert wie vor einigen Jahren. Dann vergehen gelegentlich auch schon einmal ein paar Winterwochen, in denen er eben nicht morgens um 5 Uhr den Wecker für die Yoga-Übungen stellt.

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