2017-03-01
Fruchtbare Nachbarschaftshilfe
Graue Lieferkästen jagen einander wie auf einer riesigen Modellautobahn meterhoch über den Köpfen, wie von Geisterhand gesteuert. Die Boxen sind randvoll mit exakt abgezählten Shampoos, Sonnencremes, Hygieneprodukten, Süßigkeiten und Gewürzen. Mitarbeiter sind im Distributionszentrum der US-Megastorekette Meijer in Grand Rapids im US-Staat Michigan auf den ersten Blick nirgendwo zu sehen.
Bevor die einzelnen Artikel durch die Halle rauschen, werden sie ganz traditionell per Gabelstapler auf Paletten angeliefert und „dekantiert“ – also ausgepackt und für die Lagerung vorsortiert, erklärt Ed Vance, regionaler Account Manager von Dematic. Am Ende braucht das System mit der Abkürzung ART – „Aisle Ready Tote“ – allerdings nur noch einen Bruchteil der Mitarbeiter von früher, um die Artikel so in die sogenannten Einkauftaschen (Totes) zu füllen, dass sie für die Regalzeilen der Supermärkte richtig bestückt sind (Aisle Ready). Zwischen 90.000 und 150.000 einzelne Artikel können pro Tag an sechs Tagen in der Woche in jeweils drei Schichten verarbeitet werden.
Erst, wenn das vollautomatische System in mehreren kurzen Bändern mündet, kommen Menschen ins Spiel. Die Mitarbeiter scannen Etiketten der Lieferkästen, woraufhin die Software automatisch Geschäfte heraussucht, die genau diese Artikel benötigen, und deren „Einkaufstaschen", Kästen mit Klappdeckeln, beleuchtet. Die haben einen Barcode, der mit dem jeweiligen Gang in der Supermarktfiliale korrespondiert, die den Nachschub bestellt hat. Der Vorteil: Die Meijer-Mitarbeiter vor Ort bekommen eine vorsortierte Lieferung und können die Regale rasch mit den fehlenden Artikeln auffüllen: drei Oregano für das Gewürz-Regal, fünf Mascara für die Makeup-Abteilung.
Dematic leistet dabei einen wichtigen Beitrag. Vor allem dort, wo immer mehr auf immer weniger Raum gelagert wird: Wo früher rund 11.000 Quadratmeter Fläche im Warenlager nötig war, braucht Meijer jetzt nur noch rund 4.600 Quadratmeter für die gleiche Menge an Artikeln. Und eine weitere Automatisierung ist bereits geplant. „Wir wollen ART ausweiten. Gerade haben wir noch zwei Linien zu den bereits bestehenden sechs hinzugefügt. Und wir erwarten, dass wir in den kommenden Jahren weiter wachsen werden“, sagt Mike Graham.
Der künftigen Zusammenarbeit mit der KION Group sieht Graham positiv entgegen: „Wir freuen uns auf die Synergien zwischen Dematic und KION mit dem traditionellen Material Handling", sagt er. „Hoffentlich wird es weitere Investitionen und damit neue Möglichkeiten geben, die Lieferung und Verteilung der Waren zu automatisieren.“