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Wangen: KIONs digitales Kompetenzzentrum für IoT

Wo entstehen Innovationen im KION-Konzern? Zum Beispiel in Wangen! Zwischen Kuhglocken und Bodenseebrise steht ein digitales Nervenzentrum der KION Group: Im beschaulichen Wangen in Deutschland entwickelt ein Expertenteam die Technologien, die Gabelstapler in die Cloud bringen – und von dort aus wieder zurück in den intralogistischen Alltag.

2025-06-25

Wir leben in einer Welt, in der Maschinen miteinander flüstern. Nicht mit Worten – sondern in unsichtbaren Impulsen. Ein Gabelstapler lässt sein Ladegerät wissen, wie müde er ist. Ein Akku fragt nach Energieprognosen. Eine Flotte formiert sich wie ein Schwarm, koordiniert von Algorithmen, die den Überblick behalten wie ein Hirte über seine Herde.

Es ist, als hätten Dinge einen sechsten Sinn entwickelt. Nicht aus Magie, sondern aus Daten. Dieses Prinzip nennt sich Internet of Things (kurz IoT, auf Deutsch auch „Internet der Dinge“): eine Infrastruktur, in der physische Objekte durch Datenströme verbunden sind und so intelligenter, effizienter und vorausschauender agieren. Und mitten im Allgäu wird eifrig daran getüftelt.

Ein typischer Arbeitsplatz in Wangen

Innovation Hub in Wangen

Innovationshub in Wangen

Am KION Standort Wangen bündeln wir Expertenwissen zu den Themen Internet of Things und Cybersecurity. „Wangen ist kein Fertigungsort, sondern ein Kompetenzzentrum für die Entwicklung und Bereitstellung innovativer IoT-Lösungen im Intralogistikbereich“, erklärt Johann Fischer, Vice President Solutions & Systems Engineering bei der KION Group.

Mit rund 25 Mitarbeitenden konzentriert sich das Team von KION IoT Systems auf die Entwicklung und den Betrieb der technologischen Infrastruktur, die die Vernetzung von Gabelstaplern, Ladegeräten und automatisierten Fahrzeugen mit Cloud-Lösungen ermöglicht. „Wir sind ein wichtiger Knotenpunkt unserer digital vernetzten Intralogistikstrategie“, betont Fischer: „Von hier aus schaffen wir die Grundlagen für durchgängige Datenverbindungen und unterstützen neue Standards für smarte Staplerflotten.“ Der Innovations-Standort agiert innerhalb von KION als unabhängige GmbH, die jedoch sehr eng mit unsere Gabelstaplermarken kooperiert.

Im Gegensatz zu den klassischen Produktionsstandorten liegt der Fokus in Wangen vollständig auf Software, der Entwicklung von Konnektivitätslösungen und Sicherheit. Besonders wichtig ist das Thema Cybersecurity: Wangen berät die Konzernmarken intern zu Cyber-Risiken und entwickelt Lösungen, die den Anforderungen des künftigen EU-Cyber Resilience Act genügen. Damit unterstützt Wangen die digitale Transformation der gesamten KION Group maßgeblich.

Handerkennung mit Keypoint-Detection

Die Schwerpunkte von KION IoT Systems: Konnektivität, Zugriffssysteme und Cybersecurity

Die KION Connect Unit (KCU) ist ein IoT-Gateway, das direkt am Stapler installiert wird. Sie sammelt Maschinendaten und verbindet das Fahrzeug über Mobilfunk mit der Cloud. Das Linux-basierte Gerät ermöglicht es, Fahrzeugdaten in Echtzeit in die Cloud zu übertragen. So können Flotten jederzeit überwacht und konfiguriert werden.

Über die KCU lassen sich Fahrerprofile individuell steuern – etwa, welche Höchstgeschwindigkeit ein bestimmter Fahrer fahren darf oder ob ein Fahrzeug nur mit gültigem Zertifikat bedient werden kann. Typische Features sind die Verwaltung von Fahrerberechtigungen und die automatische Überprüfung digital hinterlegter Führerscheindaten.

Aufgrund der EU-Vorgaben – wie etwa dem geplanten Cyber Resilience Act (CRA) – entwickelt KION IoT Systems speziell abgesicherte Software und Standards. Das Team berät auch firmenintern zu IT-Sicherheit und sorgt dafür, dass alle IoT-Komponenten CRA-konform sind. So entstehen robuste Systemdesigns, die weltweiten Sicherheitsanforderungen genügen und die Resilienz der Staplerflotte steigern.

Technische Architektur: KCU, Cloud-Backend und API-Strategie

Die technische Grundlage für das „Internet der Dinge“ besteht aus modularen Bausteinen. Herzstück ist die bereits erwähnte KCU, die alle Aufgaben am Stapler steuert. In jedem neuen, vernetzten Fahrzeug von KION steckt eine sogenannte KCU-Box – das ist die zentrale Steuereinheit für die Datenübertragung. Sie sendet per Mobilfunk Informationen direkt in die Microsoft-Azure-Cloud, einen zentralen, internetbasierten Speicher- und Rechenort, auf den von überall sicher zugegriffen werden kann. Dort werden die Fahrzeugdaten gesammelt, analysiert und stehen für verschiedene Anwendungen – etwa Wartung, Flottenmanagement oder Software-Updates – zur Verfügung. Die Entwicklung und Umsetzung dieser Anwendungen erfolgt in Zusammenarbeit mit weiteren KION-Teams.

KION betreibt heute bereits mehr als 800 IT-Systeme in der Cloud. Dieser Ansatz sorgt für Skalierbarkeit und hohe Verfügbarkeit. Gleichzeitig verfolgen die Entwickler eine API-first-Philosophie – das bedeutet: Schnittstellen (APIs, kurz für Application Programming Interfaces) werden von Anfang an mitgedacht, standardisiert entwickelt und stehen über alle Produktlinien hinweg einheitlich zur Verfügung. So lassen sich alle Flurförderzeuge unserer Marken nahtlos in übergreifende Flotten- und Softwaresysteme integrieren.

Nutzen Kunden ihren Stapler effizienter, sparen sie dadurch sofort Kosten.

Lorenz Schmid, Product Director IoT Systems

Echtzeit-Daten und smarte Dienste

Die Digitalisierung moderner Flurförderzeuge beginnt im Fahrzeug selbst: Sensoren erfassen kontinuierlich Betriebsdaten, die über die KCU-Box in die Cloud übertragen werden. In der Cloud entstehen präzise digitale Abbilder der Fahrzeuge – synchron mit dem realen Zustand. So sieht ein Service-Techniker sofort, wenn etwa der Motor eine Auffälligkeit meldet oder ein Wartungstermin bevorsteht.

Auf dieser digitalen Basis lassen sich zahlreiche smarte Dienste realisieren. Über das moderne Over-the-Air-Updateverfahren (OTA) können Software-Patches und Feature-Erweiterungen direkt auf die Fahrzeuge aufgespielt werden – zum Beispiel nachts oder in geplanten Stillstandszeiten.

Ein konkreter Anwendungsfall ist der in Wangen entwickelte Dienst „Truck-to-Cloud“: Dabei werden Fahrzeugdaten permanent an die KION Cloud übertragen. Diese Echtzeitvernetzung schafft Transparenz über die Flottenauslastung, erleichtert das Energiemanagement und unterstützt datenbasierte Entscheidungen im Betrieb. „Nutzt der Kunde seine Stapler effizienter, spart er dadurch sofort Kosten“, erklärt Lorenz Schmid, Produktdirektor IoT Systems.

Auf Basis der IoT-Plattform entstehen darüber hinaus weitere vernetzte Services: Bedingungsabhängige Updates, dynamische Energieoptimierung je nach Batteriezustand oder standortübergreifende Flottensteuerung sind nur einige Beispiele.

Praxisbeispiele und Kundennutzen

Mit den Wangen-Lösungen entstehen konkrete Mehrwerte für die Kunden:

• Vorausschauende Wartung: Sensoren melden Verschleiß oder Fehlfunktionen, lange bevor es zu Ausfällen kommt. So lassen sich Reparaturen planen, bevor Stillstände auftreten.

• Flottenoptimierung: Die cloudbasierte Vernetzung führt zu höherer Auslastung. Allein die erhöhte Transparenz durch „Truck-to-Cloud“ führt zu spürbar weniger Leerlauf und damit zu Kosteneinsparungen.

• Flexibilität für Kunden: Software-Updates und neue Funktionen werden „Over-the-Air“ verteilt – ähnlich wie bei Smartphones. Kunden erhalten neue Features also automatisch.

Wie geht es weiter, Wangen?

Der Standort Wangen steht exemplarisch für unsere zukunftsgerichtete KION Digitalstrategie. Für Johann Fischer ist klar: „Mit der in Wangen entwickelten Plattform schaffen wir die Voraussetzungen, um innovative Funktionen für die KION Flotte schnell zu skalieren und Mitbewerbern stets einen Schritt voraus zu sein.“