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KION Antwerpen: Wie das Center of Excellence Automatisierung und AGVs vorantreibt

Entscheidend ist nicht, wo entwickelt wird, sondern dass die Kompetenz gebündelt ist: In Antwerpen laufen Entwicklung, Engineering und Testing zusammen – mit direktem Bezug zum Kunden. Antwerpen zeigt, wie das gelingt: unter einem Dach, dicht an den Kundenbedürfnissen, mit klarer Rolle im KION-Netzwerk.

2025-10-01

Im Testbereich des Centers of Excellence für mobile Automatisierung surren die Motoren, Zurufe erklingen in der Halle, Sicherheitssensoren piepen im Takt. Zwischen Funktionschecks und Software-Updates zieht ein frisch geliefertes Serienfahrzeug seine ersten autonomen Bahnen durch markierte Korridore.

Hier im belgischen Antwerpen wird am 1. Oktober Geburtstag gefeiert: Genau vor einem Jahr wurde der neue Standort eröffnet, der vieles unter einem Dach zusammenbringt: Büros und Werkstatt, Montage und Entwicklung – und mehrere Marken unserer KION Group: Kollegen von Dematic arbeiten hier Seite an Seite mit Mitarbeitenden unserer KION ITS Marken STILL und Linde Material Handling.

Kundenspezifische Sonderlösungen

Am Standort Antwerpen entstehen Lösungen, die weit über unsere Standardprodukte hinausgehen: vom Serienfahrzeug, das mit Automatisierungskomponenten ertüchtigt wird, bis zu vollständig kundenspezifischen Sonderlösungen. Von seinem Büro aus blickt Patrick Van Orshaegen, Director Mobile Automation EMEA, auf die Teststrecke: „Wenn ein Fahrzeug unser Werk erreicht, kann es von einem Bediener manuell gefahren werden. Wenn es wieder rausgeht, läuft das Fahrzeug autonom“, sagt er und tippt auf die Live-Daten am Display.

Es ist dieser Übergang – vom Standardtruck zum intelligenten Fahrzeug –, der den Standort prägt. Doch Antwerpen steht nicht nur für Technologiesprünge, sondern auch für eine besondere Art der Zusammenarbeit und Flexibilität: „Unsere Stärke in Antwerpen ist, Kundenbedürfnisse früh zu erkennen und flexibel darauf zu reagieren. Wir können Änderungen noch sehr spät im Prozess umsetzen – genau das verschafft uns Geschwindigkeit, gerade wenn die Anforderungen sehr spezifisch sind“, sagt Van Orshaegen.

Ein Dach, ein Takt

Rund 350 Mitarbeitende machen Antwerpen zu unserem Kompetenzzentrum für Automatisierung in der EMEA-Region. Für Frank Heptner, Vice President Co-Lead Automation EMEA, steht der Standort für ein neues Miteinander: kurze Wege, gebündelte Kompetenz. Dass Entwicklung, Engineering, Testing und Inbetriebnahme hier Tür an Tür arbeiten, habe spürbare Effekte auf Tempo und Qualität: „Ich erlebe hier in Antwerpen ein intensives Zusammengehörigkeitsgefühl“, sagt Heptner.

„Die gemeinsame Nutzung eines einzigen Standorts mit unseren Schwesterunternehmen ist für uns alle eine großartige Chance“, stimmt Farly Orie, Marktleiter Benelux bei Dematic, zu. „Die größere Nähe ermöglicht uns eine engere Zusammenarbeit, wir können voneinander lernen und besser verstehen, wie die anderen Marken arbeiten. Auch die Kunden profitieren erheblich von dieser Zusammenarbeit. Innerhalb von KION bieten wir Automatisierungslösungen für das gesamte Spektrum, von manuellen Anwendungen bis hin zu integrierten Komplettsystemen, und die Spezialisten für all diese Angebote sind nun in diesem Büro vereint. Schließlich ist Automatisierung tief in der DNA von Dematic verankert; unsere jahrzehntelange Erfahrung in diesem Bereich macht unsere Integration in das Centre of Excellence zu einer perfekten Ergänzung.“

Vom Serienfahrzeug zur Lösung

Am Anfang jedes Projekts steht hier das sogenannte Solution Design: ein Team von etwa 15 Spezialistinnen und Spezialisten übersetzt die Kundenanforderungen in ein Konzept. Dabei wird festgelegt, welche Prozesse automatisiert werden sollen, welche Fahrzeugtypen dafür infrage kommen und wie sie in die bestehende Umgebung passen.

Darauf folgt das Engineering – rund 70 Ingenieurinnen und Ingenieure arbeiten an der detaillierten Konstruktion und an der Auswahl der Materialien. „Hier entsteht das eigentliche Fahrzeugdesign, bis hin zu Kabelbäumen, Sicherheitssystemen und Fahrzeugsteuerung“, erklärt Van Orshaegen. Auch Sonderlösungen wie Förderbänder oder Greifer werden in dieser Phase integriert.

Ist das Fahrzeug aufgebaut, beginnt das Commissioning: Tests, Validierungen und Softwareanpassungen, bevor die Lösung an den Kunden übergeben wird. Erst wenn alle Abläufe stabil laufen und die Sicherheitsfreigaben vorliegen, geht es weiter in den realen Betrieb. „Unser Prozess reicht also vom ersten Strich auf dem Papier bis zur Übergabe beim Kunden – alles unter einem Dach“, fasst Van Orshaegen zusammen.

Speziallösungen, die Türen öffnen

Antwerpen beschleunigt dort, wo klassische Serienprozesse zu langsam wären. Ein Beispiel ist ein Schwerlaststapler, der mehrere Paletten gleichzeitig bewegen kann – etwa für die Getränkebranche. Oder ein spezialisierter Schwerlaststapler für den schwedischen Autobauer Volvo, der in Antwerpen getestet und angepasst wurde.

Frank Heptner sieht den Standort Antwerpen als Brücke zwischen standardisierter Industrieproduktion und maßgeschneiderten Kundenlösungen. „Egal, ob hygienekritische Bereiche mit Edelstahl-Komponenten, komplexe Transporte in Reifen- und Papierlogistik oder kundenspezifische Übergaben via Conveyor – wo Standard endet, beginnt bei uns die Lernkurve“, erklärt er.

Schnelle Anpassungen und späte Änderungen sind möglich, weil begrenzte Stückzahlen andere Freiheitsgrade erlauben als die Massenfertigung. Der Clou dabei: „Wir arbeiten ausschließlich mit Komponenten der KION Group“, so Heptner: „Obwohl das Fahrzeug kundenspezifisch ist, sind die einzelnen Bauteile unseren Kollegen bei den Marken vertraut. Das ist ein echter Mehrwert, preislich und vor allem im Service.“

AMR trifft VNA: ein Projekt setzt Maßstäbe

Besonders stolz ist das Team auf ein Großprojekt in Frankreich, bei dem autonome mobile Roboter (AMRs) mit Very-Narrow-Aisle-Trucks (VNAs) parallel eingesetzt werden. In der Halle stehen dafür gerade Prototypen, die Testfahrten absolvieren – ein Zusammenspiel aus Präzision und Softwareintelligenz. „Es ist das erste Mal, dass wir AMR und VNA kombinieren – dafür muss alles perfekt sein: der Boden, die Software, die Hardware“, erklärt Herman De Schepper, Head of Project Management für Automated & Integrated Solutions. Der Kundennutzen, den die Lösung mit sich bringt: maximale Raumausnutzung im Hochregallager bei gleichzeitig höherem Durchsatz – oder anders formuliert: Weniger Platzbedarf, schnellere Abläufe.

Der Standort Antwerpen wirkt nach innen wie nach außen: Er bündelt Kompetenz, schafft Transparenz und beschleunigt Entscheidungen. „Das Gebäude ist ein Kontaktpunkt – hier kommen die Kunden und die regionalen Teams zusammen, um mit den Experten Lösungen zu besprechen“, sagt Heptner. Damit setzt Antwerpen den Takt für mobile Automatisierung in der KION Group. Oder, in den Worten von Van Orshaegen: „Kommt manuell, geht autonom – das passiert hier Tag für Tag.“