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Gemeinsam stärker: Warum Partnerschaften die KION Group voranbringen

Nicht alles muss man selbst machen – vor allem dann nicht, wenn andere etwas schneller, spezialisierter oder nachhaltiger können. Die KION Group setzt deshalb gezielt auf Partnerschaften: mit Technologie- und Forschungspartnern sowie hochspezialisierten Herstellern, die genau dort ergänzen, wo es für unsere Kunden den größten Nutzen bietet.

2025-09-03

Dennis Lueneburger

Am Flughafen Brüssel herrscht morgendliche Betriebsamkeit. Geschäftsreisende eilen zu ihren Gates, Koffer rollen über den Boden, Lautsprecherdurchsagen übertönen das Stimmengewirr. Inmitten des Trubels sitzt Gunter Van Deun, CTO Director Partnering Strategy, mit einem Espresso am Terminalfenster. In wenigen Minuten hebt sein Flug nach Shanghai ab – Ziel: Gespräche mit Technologie-Partnern in China. „Wir müssen nicht alles selbst machen“, sagt er in unserem Interview, das wir kurz vor seinem Abflug führen. „Es gibt Felder, in denen andere stärker oder schneller sind. Unsere Aufgabe ist es, genau diese Kompetenzen einzubinden und zu orchestrieren. China ist ein sehr wichtiger und dynamischer Testmarkt für neue und innovative Technologien – deshalb schenken wir ihm auch die entsprechende Aufmerksamkeit.“

Gunter Van Deun entwickelt in enger Zusammenarbeit mit den Operating Units und den technischen Teams der CTO-Organisation Kooperationen mit anderen Unternehmen – von Asien, über Europa bis in die USA. Die wichtigste Aufgabe hierbei: Technologische Lücken identifizieren, die potenzielle Partner schnell schließen können.

Partnerschaften als Prinzip – von „Supplier“ bis „Strategic“

Partnerschaften bei KION sind oft aus klassischen Lieferantenbeziehungen entstanden – und haben sich im Laufe der Zeit zu strategischen Kooperationen weiterentwickelt. Das gilt auch heute noch. Doch entscheidend ist, dass Partnerschaften nicht dem Zufall überlassen, sondern gezielt im Sinne unserer Playing-to-Win-Strategie gestaltet werden. Diese richtet unseren Fokus klar auf drei zentrale Ziele: schnellere Umsetzung, konsequente Kosteneffizienz und gezielte Innovationskraft.

Eike Wibrow, VP Technology Strategy, bringt es auf den Punkt: „Innovation bedeutet heute nicht mehr, was ein einzelnes Unternehmen innerhalb seiner eigenen Mauern erfinden kann. Entscheidend ist, wie schnell man sich mit den richtigen Partnern, Technologien und Ökosystemen vernetzen kann, um gemeinsam Mehrwert zu schaffen. Die Unternehmen, die Zusammenarbeit beherrschen, werden die Zukunft gestalten.“

Gunter Van Deun entwickelt in enger Zusammenarbeit mit den KION Operating Units und den technischen Teams der CTO-Organisation Kooperationen mit anderen Unternehmen.

China bleibt ein zentraler Bestandteil der Strategie

Diese Haltung wird in einen proaktiven Ansatz übersetzt: Neue, innovative Technologien werden agil und kosteneffizient gemeinsam mit Partnern getestet, insbesondere in China – einem wichtigen Umfeld für schnelle Markterprobung. Ein Beispiel ist die Zusammenarbeit mit EP Equipment, bei der beide Seiten ihre jeweiligen Stärken eingebracht haben, um schnell Lücken im Segment der Niederhubwagen sowohl auf Produkt- als auch auf Marktebene zu schließen. Diese Initiative war ein zentraler Beitrag zum Marktanteils- und Umsatzzuwachs in China – nicht nur für das lokale Geschäft, sondern für die gesamte KION Group. Auch künftig bleiben wir offen für solche Kooperationen – mit dem klaren Ziel, gemeinsam mit starken Partnern zu wachsen.

2024 besiegelte KION eine strategische Partnerschaft mit Eurofork, einem italienischen Hersteller von Paletten-Shuttle-Systemen.

Ein zweites Beispiel ist Eurofork: 2024 besiegelte KION eine strategische Partnerschaft mit dem italienischen Hersteller von Paletten-Shuttle-Systemen. Im ITS-Segment vertreiben die KION Marken in EMEA seither die E4CUBE®-Lösung – ein standardisiertes System, das Paletten automatisch ein- und auslagert. Für Kunden mit komplexeren Anforderungen bleibt die KION-Tochter Dematic weiterhin der zentrale Ansprechpartner innerhalb der KION Group: Als erfahrener Systemintegrator plant und realisiert Dematic nach wie vor maßgeschneiderte, tief in die Lagerprozesse integrierte Lösungen. Diese klare Arbeitsteilung – standardisierte Lösungen für den schnellen Einsatz hier, individuelle Systemintegration dort – zeigt, wie KION Partnerschaften strategisch denkt.

AMR auf der Fläche: Auswahl mit System, Umsetzung mit Partnern

Aber welche Kriterien entscheiden darüber, mit wem KION eine Partnerschaft eingeht? Für Gunter Van Deun ist die Antwort klar – und sie beginnt nicht bei einer Technologie, sondern bei einem strukturierten Bedarfsbild: „Wir analysieren unsere Bedarfslücken und visualisieren, was uns für eine vollständige Lösung fehlt – Technologie, Software, Fähigkeit – was auch immer es ist: Wir suchen gezielt den passenden Partner.“

Dabei gelten klare Anforderungen:

  • Passt das Produkt in unsere Systemarchitektur?
  • Ist es regional skalierbar – technisch wie wirtschaftlich?
  • Wie schnell können wir die neue Technologie implementieren?
  • Wie passt der Partner zu unserer Organisation – und wie sorgen wir dafür, dass die Zusammenarbeit auch für ihn dauerhaft und erfolgreich ist?

Wie erfolgreich diese Partnerschaften sind, zeigt das Großprojekt bei Radial Europe: Dort koordinieren 299 AMRs an 45 Pick-&-Pack-Stationen gemeinsam den Warenfluss – umgesetzt durch Dematic mit Hardware von Quicktron.

„Das ist nicht von heute auf morgen erledigt“, sagt Van Deun. „Dokumentation, Tests, Zulassungen – all das berücksichtigen wir von Anfang an. Gleichzeitig liegt unser Fokus auf einer schnellen Entscheidungsfindung und zügigen Umsetzung. Die nächsten Schritte bestehen dann darin, die Lösung in weitere KION-Bereiche zu integrieren – denn das Tempo wollen wir beibehalten.“ Genau so entstand etwa die Partnerschaft mit Eurofork: Das 4D-Shuttle E4CUBE sollte rasch in den Markt gebracht werden – als standardisierte, kompakte Lösung für bestimmte Palettenanwendungen, ohne den Aufwand eines vollständigen Systemintegrationsprojekts.

Wie erfolgreich diese Strategie ist, zeigt das Großprojekt bei Radial Europe: Dort koordinieren 299 AMRs an 45 Pick-&-Pack-Stationen gemeinsam den Warenfluss – umgesetzt durch Dematic mit Hardware von Quicktron. Inzwischen haben wir bereits mehrere Dutzend Projekte mit dieser AMR-Technologie realisiert.

Wichtig ist uns dabei aber auch, bestehende Partnerschaften regelmäßig zu überprüfen – und sie gezielt weiterzuentwickeln oder zu erweitern, wo es notwendig ist.

KI, Simulation, Digitaler Zwilling: gemeinsam schneller zur Wirkung

Eine Partnerschaft hat auf der CES 2025 für besonderes Aufsehen gesorgt: Seit Anfang des Jahres arbeitet die KION Group mit NVIDIA – einem weltweit führenden Anbieter von KI-Hardware und Simulationsplattformen – und Accenture, einem globalen Technologie- und Beratungsunternehmen, an der nächsten Generation der Lagersteuerung – mit digitalen Zwillingen und KI-gestützter Systemintelligenz. Präsentiert wurde die Zusammenarbeit auf der CES, der weltweit größten Messe für Unterhaltungselektronik und digitale Innovation, in Form eines vollständig simulierten Lagers: inklusive realitätsgetreuer Roboterflotten, optimierter Verkehrsführung und vorausschauender Orchestrierung – alles abgebildet im digitalen Zwilling mit NVIDIA Omniverse.

Seit Anfang 2025 arbeitet die KION Group mit NVIDIA und Accenture an der nächsten Generation der Lagersteuerung – mit digitalen Zwillingen und KI-gestützter Systemintelligenz.

„Es ist mehr als nur ein Hype“, sagt Gunter Van Deun. „Wir reden hier nicht über einen Showcase für die Messe – sondern über ein Toolset, das unsere Art zu planen, zu testen und umzusetzen grundlegend verändert.“ Konkret heißt das: Ganze Lagerumgebungen werden mit NVIDIA Omniverse in Echtzeit simuliert – mitsamt Materialfluss, Robotik, Verkehr, Engpässen, Ladezyklen und Auslastung. Bevor ein AMR oder Shuttle-System also in die Halle kommt, weiß man, wie es sich im Betrieb verhalten wird. Gunter Van Deun meint hierzu: „Wir bauen nicht mehr nur Lager. Wir orchestrieren Verhalten.“

Kreislauf statt Einbahnstraße: Recycling mit Li-Cycle

Partnerschaften zahlen auch auf Nachhaltigkeit ein. Damit ausgediente Lithium-Ionen-Batterien nicht zur Umweltbelastung beitragen, hat KION 2023 eine strategische Kooperation mit Li-Cycle geschlossen – einem kanadischen Unternehmen, das auf das Recycling von Lithium-Ionen-Batterien spezialisiert ist. Laufzeit zunächst bis 2030. Seit der zweiten Jahreshälfte 2023 werden Batterien am Li-Cycle-Standort Magdeburg recycelt; der Prozess gewinnt bis zu 95 % der wertvollen Materialien zurück. So schließt KION den Materialkreislauf – passend zur eigenen Batterie-Fertigung (KBS) in Karlstein am Main.

2023 hat KION eine strategische Kooperation mit Li-Cycle geschlossen – einem kanadischen Unternehmen, das auf das Recycling von Lithium-Ionen-Batterien spezialisiert ist.

Wichtig ist Van Deun vor allem seine Rolle als Enabler – also als jemand, der Möglichkeiten schafft, statt Vorgaben zu machen. „Ich sage den OUs nicht, was sie zu tun haben“, betont er. OUs, das sind die Operating Units der KION Group – eigenständige Geschäftsbereiche, verteilt über Regionen und Produktlinien.

Technologiepartnerschaften werden gemeinsam mit den OUs entlang klarer Marktpotenziale bewertet, während Go-to-Market-Partnerschaften (G2M) zusätzlich durch das CTO-Team technologisch geprüft werden. „Ziel ist es, dass alle Beteiligten – zentral wie dezentral – am gleichen Strang ziehen“, so Van Deun. Seine Aufgabe ist es dabei, Doppelarbeit zu vermeiden, Synergien zu heben und die Umsetzungsgeschwindigkeit im Blick zu behalten.

Darüber hinaus arbeitet er gemeinsam mit den Einheiten an einer bedarfsgerechten Partnering-Strategie für die gesamte KION Group – auf Basis von identifizierten Lücken, Chancen und strategischen Zielen.

Denn weltweit – in China, Europa, den USA und Indien – entstehen neue Partnerschaften. China nimmt dabei eine besondere Rolle ein: Der Markt ist nicht nur groß und dynamisch, sondern dient auch als agiles Testfeld für neue, innovative Technologien mit globalem Potenzial. Entwicklungen, die dort schnell erprobt werden, lassen sich bei Erfolg auf andere Regionen übertragen – und beschleunigen so Innovation weltweit.

Die zentrale Koordination stellt sicher, dass sich diese Initiativen gegenseitig ergänzen statt widersprechen. So können erfolgreiche Konzepte schneller validiert, skaliert und über Marken und Regionen hinweg ausgerollt werden – mit spürbarem Mehrwert für unsere Kunden.

Das Ergebnis: Lösungen, die schneller Wirkung zeigen – und genau dort greifen, wo sie gebraucht werden.

Kurz und knapp:

1. Mit welchen Unternehmen arbeitet die KION Group strategisch zusammen?

Die KION Group pflegt strategische Partnerschaften u. a. mit NVIDIA (KI & Simulation), Accenture (digitale Transformation), Quicktron (AMR-Technologie), Eurofork (Paletten-Shuttle-Systeme), EP sowie Li-Cycle (Batterierecycling)

2. Was ist das Ziel der Partnerschaft zwischen KION und NVIDIA?

Ziel ist der Aufbau intelligenter Lagerlösungen auf Basis digitaler Zwillinge, KI und Simulation. Mithilfe von NVIDIA Omniverse simuliert KION komplette Lagerprozesse, um Planung, Inbetriebnahme und Optimierung zu beschleunigen.

3. Wie wählt die KION Group ihre Technologiepartner aus?

Partnerschaften entstehen gezielt auf Basis identifizierter Lücken in der Systemarchitektur. Kriterien sind u. a. technologische Passung, regionale Skalierbarkeit, regulatorische Anforderungen und die Fähigkeit zur schnellen Umsetzung.

4. Was bedeutet die Kooperation mit Li-Cycle für die Nachhaltigkeit bei der KION Group?

Dank der Partnerschaft mit Li-Cycle werden Lithium-Ionen-Batterien am Standort Magdeburg recycelt. Dabei können bis zu 95 % der enthaltenen Rohstoffe zurückgewonnen werden – ein zentraler Schritt zur Kreislaufwirtschaft.

5. Welche Rolle spielt Quicktron bei KION?

KION setzt bei der Hardware auf den chinesischen Spezialisten Quicktron und realisiert gemeinsam mit Dematic Großprojekte wie bei Radial Europe mit 299 AMRs – aber auch weitere Goods-to-Person-Anlagen in den USA sowie horizontale Transportsysteme mit ITS.