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Das Dematic Multishuttle® 2 ist offiziell Cradle to Cradle® Bronze-zertifiziert

Der 24. Juli ist der Earth Overshoot Day für das Jahr 2025. Damit haben wir bereits heute alle Ressourcen verbraucht, die unser Planet in einem Jahr regenerieren kann. Der allgemeine Trend zeigt, dass dieses Datum jedes Jahr früher eintritt. Unser übermäßiger Verbrauch natürlicher Ressourcen führt zu Entwaldung, Verlust der Artenvielfalt und zur Anreicherung von Kohlendioxid (CO₂) in der Atmosphäre.

Auch die verarbeitende Industrie trägt dazu bei, und Unternehmen wie KION suchen nach Wegen, um nachhaltiger zu wirtschaften. Mit der Verpflichtung für die Science Based Targets initiative (SBTi) will KION bis spätestens 2050 in der gesamten Wertschöpfungskette CO₂-neutral werden. Unsere Kolleginnen und Kollegen auf der ganzen Welt stellen sich dieser Herausforderung, indem sie nachhaltige Praktiken in alle Bereiche ihrer Arbeit integrieren, vom Produktdesign bis zum Kundenservice.

2025-07-24

Dennis Lüneburger

Ein Ansatz für einen verantwortungsvolleren Umgang mit Ressourcen ist das „Cradle to Cradle“-Konzept (C2C), das darauf abzielt, Abfall zu vermeiden, indem Produkte und Systeme so gestaltet werden, dass sie sich in biologischen Kreisläufen wiederverwerten lassen.

Unsere Tochtergesellschaft Dematic hat einen wichtigen Meilenstein bei ihren Bemühungen erreicht, mehr Kreislaufprozesse in ihre Produkte und Dienstleistungen zu integrieren: Das Dematic Multishuttle 2 – ein Shuttle-basiertes automatisches Kleinteilelager und eine der meistverkauften und komplexesten Lösungen der Marke – wurde nun offiziell mit dem Siegel „Cradle to Cradle Certified® in Bronze“ vom Cradle to Cradle Products Innovation Institute ausgezeichnet

Wir haben dazu mit zwei Kolleginnen aus unserer CTO-Organisation gesprochen, die beide maßgeblich an diesem und weiteren wichtigen Projekten zur Kreislaufwirtschaft beteiligt sind: Susanna Felker, Research Engineer Innovation and Advanced Automation, und Eva Virtute, Director Advocacy & Product Sustainability & Competence Center Sustainability.

Eva Virtute, Director Advocacy & Product Sustainability & Competence Center Sustainability, und Susanna Felker, Research Engineer Innovation and Advanced Automation

Beginnen wir mit Susanna und dem Dematic Multishuttle 2. Susanna, du arbeitest seit 2021 daran, den C2C-Ansatz in das Produktdesign zu integrieren. Kannst du uns sagen, warum man sich speziell für die Zertifizierung des Dematic Multishuttle 2 entschieden hat und welches Potenzial du in diesem Ansatz siehst?

Susanna Felker: Der Dematic Multishuttle 2 ist das Symbol für unsere Kompetenz im Bereich automatisierte Lagersysteme und wird weltweit in hochdynamischen Logistikzentren eingesetzt. Wir betrachten ihn als Maßstab für effiziente Lager- und Kommissionierprozesse. Die Integration von C2C in das Produktdesign war eine bedeutende Aufgabe für unser Technologie- und Innovationsteam und hat echte Innovationen vorangetrieben.

Das C2C-Rahmenwerk erfordert eine ganzheitliche Betrachtung von Produkten über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg. Es erfordert ein hohes Maß an Transparenz und enge Zusammenarbeit innerhalb der Lieferkette. Die Materialgesundheit, also die Bewertung der chemischen Zusammensetzung jeder Produktkomponente, ist ein besonders wichtiger Aspekt der C2C-Bewertung. Diese Faktoren motivieren zu Verbesserungen in den Bereichen Produktrecycling, Demontage, Energieeffizienz und Kreislaufwirtschaft.

Kurz gesagt: C2C ermöglicht es uns, ökologische Verantwortung mit technischer Innovation in einem relativ unerforschten Bereich unserer Branche zu verbinden. Das macht es umso spannender.

Das Dematic Multishuttle 2 in einem Warenlager von Ceratizit im Einsatz

Welche konkreten Änderungen waren erforderlich, um die Zertifizierung zu erhalten?

Susanna Felker: Der Prozess zur Erlangung der C2C-Zertifizierung war eine intensive unternehmensweite Anstrengung, aber unglaublich lehrreich. Zunächst mussten wir in enger Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten eine vollständige Bestandsaufnahme aller verwendeten Materialien bis hinunter auf die Ebene der chemischen Substanzen durchführen, um wirklich zu verstehen, woraus jede einzelne Komponente besteht.

Glücklicherweise haben unsere Ingenieurinnen und Ingenieure das Dematic Multishuttle 2 so konstruiert, dass es aus Sicht der Materialgesundheit mit den C2C-Bronze-Anforderungen kompatibel ist. Dies wurde nach einem umfangreichen Datenerfassungsprozess und einer detaillierten Materialanalyse bewertet und bestätigt.

Darüber hinaus weist das Dematic Multishuttle 2 eine sehr hohe Materialrückführungsrate in Bezug auf die Recyclingfähigkeit auf. Dennoch haben wir Verbesserungspotenziale identifiziert und Strategien für die weitere Entwicklung definiert, denn ein C2C-Zertifikat ist nur der Anfang eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses, der technische und ökologische Anforderungen miteinander verbindet. Im Rahmen des Zertifizierungsprozesses wurden unsere Richtlinien, Schritte und die Produktion des Dematic Multishuttle 2 hinsichtlich unserer Nachhaltigkeitsstrategie, Menschenrechte, Wassermanagement und Luftqualitätsstandards umfassend bewertet.

Es war ein bedeutendes Unterfangen, aber es hat uns die Zertifizierung ermöglicht, unsere internen Prozesse gestärkt, das Bewusstsein für Kreislaufwirtschaft geschärft und neue Innovationsräume eröffnet.

Cradle to Cradle Certified®

Cradle to Cradle Certified® ist eine eingetragene Marke des Cradle to Cradle Products Innovation Institute. Cradle to Cradle Certified® ist das weltweit fortschrittlichste wissenschaftlich fundierte, multiattributive Zertifizierungsprogramm für die Entwicklung, Herstellung und Überprüfung von Materialien und Produkten, die sicher, kreislauffähig und verantwortungsbewusst hergestellt sind. Cradle to Cradle Certified®-Produkte erhalten die Zertifizierung auf der Grundlage ihrer Leistung in fünf kritischen Bereichen der Nachhaltigkeit: Materialgesundheit, Produktkreislauf, saubere Luft und Klimaschutz, Wasser- und Bodenschutz sowie soziale Gerechtigkeit.

Eva, es klingt, als hätte sich all die harte Arbeit tatsächlich ausgezahlt! Welche Rolle spielen deiner Erfahrung nach Lebenszyklusanalysen (Life Cycle Assessments = LCAs) bei der Unterstützung solcher Initiativen und umfassenderer Nachhaltigkeitsziele?

Eva Virtute: Die Lebenszyklusanalyse ist eine wissenschaftliche Methode, die Lebenszyklusansatz zur Realisierung CO2-neutraler Produkte beitragen kann. Tatsächlich ermöglichen uns LCAs, die Umweltauswirkungen von Produkten und die damit verbundenen Hotspots – also die Bereiche mit den größten Umweltauswirkungen – zu identifizieren. Die Ergebnisse liefern nützliche Informationen im Bereich Umweltmanagement. Sie können dabei helfen, zu bestimmen, wie das Ende der Lebensdauer oder die Abfallentsorgung zu handhaben ist. LCAs helfen uns in der Produktentwicklung auch bei Entscheidungen in Bezug auf Design, Materialauswahl und der Haltbarkeit von Komponenten.

Susanna erwähnte, dass für das Dematic Multishuttle 2 auch ein LCA durchgeführt wurde. Ergänzen sich die C2C-Zertifizierung und das LCA gegenseitig?

Susanna Felker: Für die Technologie hinter dem Dematic Multishuttle 2 wurde ein LCA durchgeführt. Das ist ein wichtiger Prozess, um die Umweltauswirkungen messbar zu machen.

Eva Virtute: Und unsere Erfahrung zeigt, dass eine Lebenszyklusanalyse eine ideale Grundlage für den Einstieg in C2C-Aktivitäten ist, da viele Analysen und Hotspots damit übereinstimmen. Natürlich ist die C2C-Analyse umfassender und ermöglicht es uns, über die „End-of-Life“-Phase hinauszugehen und Prinzipien der Kreislaufwirtschaft in Bezug auf Produkte und unsere eigenen Prozesse umzusetzen.

Frisch ISO-14067-zertifiziert: Der Linde N20, SV-Type 1115 N20

Wenn wir uns andere KION-Lösungen ansehen, Eva, kannst du uns mehr über den aktuellen Stand der LCA-Bemühungen des Unternehmens und deren Entwicklung erzählen?

Eva Virtute: Im Jahr 2023 haben unsere LCA-Expertinnen und -Experten eine eingehende Lebenszyklusanalyse für sechs Staplerbaureihen mit verschiedenen Wirkungskategorien wie CO2- und Wasserfußabdruck durchgeführt. Die Analyse hat das interne Wissen verbessert und unsere Teams dabei unterstützt, auf der Grundlage konkreter Erkenntnisse nachhaltigere Entscheidungen zu treffen.

Auch Schulungen und Sensibilisierung spielen eine wesentliche Rolle. Wir haben uns bemüht, intern ein umweltbewusstes Denken zu fördern, beginnend mit einer Reihe von Schulungen, die 2024 angeboten wurden. Diese waren erfolgreich, und ab dem dritten Quartal 2025 steht allen KION-Mitarbeitenden ein neues LCA-Schulungspaket zur Verfügung.

Zum Schluss noch eine Frage, Eva: Der CO2-Fußabdruck unserer Produkte gewinnt zunehmend an Bedeutung. Kannst du das näher erläutern?

Eva Virtute: Ja, der CO₂-Fußabdruck ist aus zwei Gründen ein zentrales Thema: zum einen aufgrund der Kundennachfrage – Wettbewerbsfähigkeit und eine Notwendigkeit für den Markt – und zum anderen aufgrund der Einhaltung von Vorschriften. Viele EU-Vorschriften, vom Ökodesign für nachhaltige Produkte bis hin zum CO₂-Grenzausgleichsmechanismus, verlangen diese Daten von Herstellern und der Lieferkette. Vor kurzem haben wir das erste CO₂-Footprint-Zertifikat nach ISO 14067 für den Linde N20, SV-Typ 1115 N20 – einen unserer Kommissionierer – erhalten. Wir sind stolz auf diese Leistung, die uns motiviert, unsere Nachhaltigkeitsbemühungen weiter zu verbessern.

Vielen Dank euch beiden für die Einblicke!